Ich wurde 1972 in Plochingen bei Stuttgart geboren und zwei Dinge stellten sich ziemlich schnell heraus. Erstens wurde mir ein Reise-Gen verpflanzt. Meine Tanten und Onkels durften keine Angebote machen mich irgendwohin mitzunehmen. Als dreijähriger Knirps stand ich nach so einem Angebot immer traurig an der Tür, wenn ich doch nicht mit durfte. So erzählen es zumindest meine Eltern.
Zweitens das Fahrradfahren. Es hat zwar ziemlich lange gedauert, bis ich ohne Stützräder fahren konnte. Meine Eltern glaubten, dass ich das nie lerne. Aber danach gab es kein Halten. Zur Kommunion kaufte ich mir mein erstes Wunschrad: 24 Zoll mit 10-Gang-Schaltung und Tacho. Fast täglich fuhr ich damit - zumindest bis zum Fußballplatz. Ein Jahr später ging es mit ein paar Freunden, nach erfolgter Fahrradprüfung, auf die erste größere Tagestour. Immerhin schafften wir 100 km. Unseren Eltern sagten wir nichts. Die dachten wir spielen irgendwo...
Die ersten richtigen Radtouren, das heißt mind. eine Übernachtung mit Gepäcktransport auf dem Fahrrad, unternahm ich mit meinen Vater. So fuhren wir rund um den Bodensee oder besuchten Verwandte in Oberösterreich. Mittlerweile war ich im Radsportverein und kaufte mir ein richtiges Rennrad, das als Tourenrad ausgebaut wurde. Ich sparte mir als Schüler das Geld für das Rad, Zubehör und Packtaschen und plante die erste große Solotour im Jahr 1990. Diese führte mich durch Deutschland. Die Tour war die sportlichste Tour aller Zeiten. In 11 Tagen 2300 Kilometer bis mich in Nienburg auf dem Campingplatz gesundheitliche Probleme stoppten.
In den folgenden Jahren reiste ich mit Freunden. Weil sich keiner fürs Fahrradfahren begeistern konnte, reisten wir mit dem Auto bzw. Wohnmobil durch Frankreich, Portugal und Italien. Bei den Pauschalurlauben mit meinen Eltern gab es mal den einen oder anderen Tagesausflug, aber im großen und ganzen Stand die Erholung im Vordergrund, von den Bergwanderungen in frühester Jugend abgesehen. Später als Student (Betriebswirtschaftslehre) wuchs das Verlangen nach Wissen. So bildete sich die Einstellung "Wenn ich schon mal da bin, dann sehe ich mir das auch an" heraus.
Nach Abschluß des Studiums hatte ich drei Wochen Resturlaub und keiner meiner Freunde hatte Zeit oder Geld. Während des Studiums schwor ich mir keinen Tag Urlaub zu Hause zu verbringen. Also mußte etwas passieren. Ich suchte mir Marokko als Reiseziel, bestellte mir ein Mountainbike mit Gepäckträger, lernte Französisch, trainierte auf Schnee und Eis und so begann ich an meinem 24. Geburtstag wieder mit den Radreisen.
1997 zog ich ins Rhein-Main-Gebiet und entschied mich im Jahre 2003 in Hessen seßhaft zu werden.