Tag 1 Sa 30.06.2007 30 km Anreise
(Eppertshausen - Vancouver)

So langsam kommt richtig Routine in die Reisevorbereitung. Eine Woche vor Abflug die Route geplant und am Abend davor gepackt. Am frühen Morgen ging ich nochmals die Packliste durch und verließ die Wohnung. Am Flughafen verpackte ich das Rad und schnürte die Packtaschen so zusammen, damit diese dem Two-Piece-Konzept entsprachen. In der Warteschlange erfuhr ich, dass sich der Flug sich um zwei Stunden verspätet. Super, damit war das Besichtigungsprogramm für heute Nachmittag gestorben. In der vierstündigen Wartezeit begann ich das Buch ("Der Tristan Betrug" von Robert Ludlum) zu lesen.

Der Charterflug war ohne kostenfreien Service. Für Alkohol, Knabbereien und Kopfhörer musste gezahlt werden. Aber aus dem Fenster zu sehen finde ich interessanter als mich von Comics und Filmen berieseln zu lassen. Leider war Europa komplett unter den Wolken verschwunden. Die ersten interessanten Ausblicke gab es über dem Nordpolarmeer. Die schneebedeckten und vergletscherten Berge von Grönland gefielen mir besser. Kanada versteckte sich unter den Wolken, so dass ich das Buch beinahe zur Hälfte durchgelesen hatte. Erst kurz vor den Rocky Mountains lichteten sich die Wolken und ich sah was mir bevorstand. Wir folgen noch eine Schleife über die Bucht von Vancouver und schon war ich in Kanada.

Die Passkontrolle ging zügig vonstatten und am Sperrgepäckschalter entdeckte ich das Fahrrad. Ein Gepäckstück lag auf dem Gepäckband, aber das Zweite tauchte nicht auf. Um mich zu beschäftigen, baute ich in der Zwischenzeit das Rad zusammen. Mittlerweile wurde ich unruhig. Das Rad ist zusammengebaut, auf dem Gepäckband tummelten sich nur noch fünf Koffer. Das Zelt und der Schlafsack fehlten. Als ich gerade zum Lost-Luggage-Schalter gehen wollte, purzelte das restliche Gepäck aufs Band.

Mittlerweile hatten sich die letzten Wolken verzogen und ich startete beim strahlenden Sonnenschein. Direkt am Flughafen fand ich eine Tankstelle. Dort versuchte ich die Reifen auf 4,5 bar aufzupumpen, aber irgendwie funktionierte das nicht. Okay, geht auch so und kaufte mir ein paar Getränke. Wieder am Rad sah, beobachtete ich einen Taxifahrer, wie er den Reifendruck kontrollierte. Man musste erst den Kompressor einschalten, um Luft zu erhalten. Jetzt hatte ich alles was ich brauchte. Etwas zu trinken und genug Druck in den Reifen, um über den Asphalt zu schweben. Auf der Autobahn war der Seitenstreifen ausdrücklich für Radfahrer freigegeben.

Bis zum Sonnenuntergang hatte ich noch genug Zeit und ich entschied mich über den Southwest Marine Drive ins Zentrum zu fahren. Der Scenic-Drive gibt allerdings wenig Aussicht frei. Entlang mehrerer Parkanlagen führte mich die Straße zum anthropologischen Museum von Vancouver. Eigentlich wollte ich dieses besichtigen. Mit der zweistündigen Verspätung erreichte ich das Museum eine Stunde zu spät. Da ich Lust auf eine Zigarette hatte fuhr ich auf den Parkplatz und entdeckte dabei einen Pfad, der zu den Außenanlagen des Museums führte. Plötzlich stand ich vor massiven Hütten und Totempfählen. Ich schaute mir diese an und machte eine längere Pause. Das Museum befindet sich zwölf Kilometer vom Zentrum entfernt und die Planung der nächsten Tage ließ es nicht zu dort nochmals hinzufahren. Die Außenanlagen waren aber sehr interessant.

Ich rollte anschließend den Hügel hinunter und erreichte den Jericho Strand. An der Strandpromenade gibt es einen Radweg und ich wechselte auf diesen. Bei einer Pause genoss ich die Stimmung am Strand und betrachtete die Berge nördlich von Vancouver und den regen Schiffsverkehr auf der English Bay. Der Blick auf die Skyline von Vancouver ist sehenswert. Bei sehr gutem Wetter und angenehmen 24°C fühlte ich mich richtig wohl. Ich hoffte, dass das Wetter so bleibt, denn die "Regenschlacht" von Island ist in meinem Gehirn mit nördlcihen Ländern verknüpft. Ich nahm schließlich die letzten Kilometer ins Zentrum in Angriff, das ich von der Burrard Brücke schon sehen konnte und erreichte das vorgebuchte Hostel.

Ich sicherte das Fahrrad, denn Fahrraddiebstahl scheint in Vancouver ein häufiges Delikt zu sein. Zumindest gewinnt man den Eindruck, wenn man beobachtet, wie die Räder gesichert werden, denn kein Sattel ziert ein Rad. Nachdem ich das Zimmer bezog ging ich in die Bar und trank ein paar Bier. So langsam übermannte mich die Müdigkeit und ich ging zu Bett.


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