Tag 3 Mo 02.07.2007 55 km Hängebrücken, Gipfel, Leuchttürme
(Vancouver - North Vancouver - Vancouver)

Morgens nach Aufwachen hatte ich recht lange mit William gequatscht, bevor ich mich aufraffte frühstücken zu gehen. Den Muffin hatte ich für 2,5 CAD zu einem richtigen Frühstück gewandelt. So ein herzhaftes Frühstück mit Speck und Spiegeleiern gibt einem die notwendige Kraft für die Besichtigung von Vancouvers Berglandschaften.

Auf den Seabus, der mich nach North Vancouver bringen sollte, war ich schon gespannt. Alle Reiseführer beschrieben die Fahrt mit der Fähre in den höchsten Tönen. Und sie hatten Recht. Der Blick auf die Skyline von Vancouver ist spektakulär.

In North Vancouver angekommen, machte ich mich auf den Weg zum Lynn Canyon Park. Wie der Name schon vermuten lässt, musste ich ein paar Höhenmeter gewinnen. Treppenartig führt die Straße nach oben, wobei jede Querstraße eine Treppenstufe darstellt. Nach wenigen Minuten Fahrzeit erreichte das Visitor Center und besorgte mir erst mal eine Wanderkarte. Keine zehn Kilometer von den glamourösen Einkaufsstraßen entfernt, ist man mitten in der wilden Natur.

Mit der Wanderkarte in der Hand lief ich los, um den Canyon zu erkunden. Nach wenigen Schritten erreichte ich die Twin Falls Wasserfälle. Tosend bahnt sich der Lynn Creek seinen Weg zum Meer. Ich wechselte auf die andere Seite der Schlucht und gelangte über wurzelige Wege zur Lynn Canyon Suspension Bridge. Die 50 Meter hohe Hängebrücke ist die Hauptattraktion des Parks. Ich wanderte noch ein wenig flussaufwärts und gelangte so zum herrlichen 30 Foot Pool. Dieses glasklare, natürliche Schwimmbecken verleitet zum Baden, wenn man den Mut hat, in das 11°C kalte Wasser zu steigen. Als bekennendes Weichei ließ ich das bleiben und wanderte stattdessen durch den Küstenregenwald. Zum Abschluss überquerte ich die wackelige Hängebrücke und fuhr weiter.

Als nächstes ging es auf den Hausberg von Vancouver, den Grouse Mountain. Über den Transcanada Highway sollte ich recht einfach dorthin gelangen. Aber ich weiß bis heute nicht, warum ich das Verbot für Radfahrer Schild nicht ignorierte und versuchte den Berg auf Nebenstraßen zu erreichen. Wahrscheinlich, weil der Berg in Sichtweise war und ein Verfahren nicht möglich ist, aber den einen Hügel, den ich überquerte, kann man sicherlich elegant umfahren.

An der Seilbahn angekommen, kaufte ich mir das Ticket. 35 CAD - ein Schnäppchen. Die Warteschlange war nicht lange und wenige Minuten später war ich auf 1128 Meter und geschockt. Ein Touristenzentrum, das seines gleichen sucht: Gastronomie, Spielplatz, Kunstfiguren, Holzfällershows, Vogelflugshows, usw. Warum bin ich da hoch? Aus zwei Gründen: Erstens gibt es dort oben ein Grizzly Bär Gehege und zweitens die Aussicht auf Vancouver. Ich ging zu Grizzlys und hoffte auf ein paar spektakuläre Aufnahmen aus nächster Nähe. Das Gehege ist nicht sehr groß. Also entweder sind die ausgebüchst oder hatten sich sehr gut versteckt. Ich vermutete letzteres und nahm die Gipfelbesteigung des 1250 Meter hohen Grouse Mountain in Angriff. Die Aussicht von dort oben ist schon gut, aber die Skilifte und das Touristenzentrum stören. Das diesige Wetter ließ beeinträchtigte die Fernsicht zusätzlich.

Ich schaffte es gerade rechtzeitig bei der Greifvogelflugshow aufzukreuzen, um einen Adler mit seinen mächtigen Flügeln zu sehen. Ich versuchte nochmals mein Glück mit den Grizzlys. Aber wieder war kein Bär zu entdecken. Zurück ging ich entlang des Blue Grouse Lakes. Dieser Gebirgssee ist wirklich malerisch. Zum Teil musste ich durch 30 Zentimeter hohen Schnee stiefeln. Wenn auf 1000 Meter noch so viel Schnee liegt, dann kann das in den Rocky Mountains lustig werden. Ich wünschte mir insgeheim ein paar warme Tage, damit der Schnee schmilzt und die Wanderwege geöffnet sind. Im Restaurant aß ich etwas zu Mittag und verließ anschließend den Berg.

Das nächste Ziel, die Capilano Suspension Bridge, ist nur ein paar Kilometer entfernt. Ebenfalls sehr touristisch und ähnlich preiswert, wie die Seilbahn zum Grouse Mountain. Immerhin gab es für das Seilbahnticket etwas Rabatt. Direkt hinter dem Eingang drängten sich Menschenmassen auf der 137 Meter langen Hängebrücke. Ich überquerte den Capilano River in 70 Meter Höhe und erreichte den Naturpark. "Naturally Thrilling" - wie das Faltblatt verkündet - war jetzt ansagt. Über Holzstege kann man den pazifischen Küstenregenwald erkunden. Hier gibt es einen Treetop Walk, von dem sich aus luftiger Höhe neue Perspektiven auf den Regenwald bieten. Die Rot-Zedern und Douglasien-Tannen sind recht mächtige Bäume und mir gefiel der Spaziergang im Park. Nachdem ich jeden Pfad abgelaufen hatte ging ich zurück zum Fahrrad.

Als nächstes und letztes Ziel stand der Lighthouse Province Park auf dem Programm. Bisher erreichte ich heute jedes Ziel im einstelligen Kilometerbereich. Aber die Strecke zog und zog sich und ganz flach ist die Küstenstraßen auch nicht. Schließlich kam ich an, schloss das Fahrrad ab und suchte mir nette Pfade zum Leuchtturm heraus. Die Angabe 3000 zum Leuchtturm interpretierte ich als Meter und legte beim Laufen einen Gang zu. Über farngesäumte Trampelpfade ging ich durch die wilde Landschaft und gelangte zum Meer. Dort kletterte ich auf den sanften Granitfelsenherum, bevor ich zum Leuchtturm aufbrach. Wieder am Fahrrad stellte ich fest, dass die Angabe anstatt in Metern in Fuß waren. Das erklärt natürlich, warum ich die sieben Kilometer in etwas über einer Stunde ging.

Das Besichtigungsprogramm war zu Ende und ich fuhr zurück zum Seabus. Unterwegs entdeckte ich einen Bio-Supermarkt und kaufte für die nächsten Tage ein. Gute Qualität zu entsprechenden Preisen. Ich genoss die Rückfahrt mit dem Seabus nach Vancouver.

Zum Abschluss des Tages ging ich in die Robson Street und suchte mir dort ein Restaurant. Ein guter Grieche füllte den Nahrungsspeicher wieder auf. Ich war gespannt, ob morgen alles so klappt, wie ich mir das vorstelle. Anstatt zum Tsawassen Fährterminal zu radeln, will ich versuchen dort hin mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu gelangen. So erspare ich mir 40 Kilometer Vorstadt radeln, denn auf dem direkten Weg durch den George Massey Tunnel ist das Fahrradfahren verboten.


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