Tag 7 Fr 10.11.2006 36 km Unverhoffter Badetag
(Nationalpark Alexander von Humboldt - Baracoa)

Um kurz vor 6.00 Uhr stand ich auf und packte moskitogeplagt die Ausrüstung zusammen. Eine halbe Stunde später betrat ich das Besucherzentrum. Der trottelige Wächter von gestern Abend war nicht mehr anwesend und sein Ersatz sehr hilfsbereit. Als erstes stellte ich das Rad ab und ging hinunter ans Meer. Ich schwamm morgens in der schönen, mangrovengesäumten Bucht. Ganz allein, das Meer war spiegelglatt und angenehm warm. Es war wirklich herrlich und och fühlte mich wieder sauber. Körperlich war ich noch ziemlich angeschlagen, vielleicht würde mich ein kräftiges Frühstück aufbauen. Ich hatte noch zwei von den guten Kuchen aus Varadero und etwas Brot. Ich biss herzhaft in den ersten Kuchen und der kam postwendend wieder heraus. Dieser war mittlerweile verdorben. Der zweite war genießbar, aber das Brot war hinüber. So verzehrte ich einen kleinen Kuchen mit einer Dose Sardinen.

Um 9.00 Uhr begann, nach langer Wartzeit auf den Führer, meine Wanderung. Ich entschied mich für die drei Kilometer lange Runde durch den Nationalpark. Viele Gebiete sind nur Wissenschaftlern zugänglich. Touristen steht der Park für Tagesausflüge zur Verfügung. Die Hütten im Besucherzentrum stehen Forschern zum Übernachten zur Verfügung. Ich trottete "scheintot" hinter dem Führer her. An vielen Pflanzen hielt dieser an und er erklärte mir deren Besonderheiten, wie Kiefern mit drei anstatt zwei Nadeln oder Pflanzen in denen sich Wasser sammelt. Der Nationalpark zeichnet sich dadurch aus, dass er die Heimat für sehr viele endemische Pflanzen bildet, die teilweise nur hier oder in Kuba vorkommen. Man sieht viele Eidechsen und ab und zu entdeckt man einen Vogel. An einem Fluss machten wir 15 Minuten Pause, die ich schon herbeisehnt hatte. Das kühle Flusswasser weckte ein paar Lebensgeister in mir. Entlang des Flusses, den wir vier Mal durchqueren mussten, ging es zurück zum Ausgangspunkt. Da ich kein Barfussläufer bin, behielt ich einfach meine Schuhe an. Die werden schon wieder trocknen. Nach der letzten Furt gab es im Fluss einen tiefen natürlichen Pool und ich schwamm ein wenig. Diese Abkühlung tat mir richtig gut. Auf dem Rückweg kamen wir an einem Obststand vorbei. Ich kaufte mir ein paar grüne, kernreiche Orangen, die trotz des ungewohnten Äußeren süß schmecken. Sie halten aber dem Vergleich mit denen in Marokko nicht stand. Nach drei Stunden waren wir wieder im Besucherzentrum des Nationalparks. Da waren wir extrem schnell vorwärts gekommen. Mit zehn CUC ist der Eintritt kein Schnäppchen. Das Geld kommt nicht dem Nationalpark zu gute, sondern dient ausschließlich der Devisenbeschaffung der kubanischen Regierung.

Das nächstes Ziel war das Hotel an dem Strand "Playa Maguana". Ich hoffte, dort endlich etwas zu essen zu bekommen. Diese Hoffnung trieb mich an. Hügel gab es mittlerweile keine mehr und die Straße führte entlang Kalkfelsen, schöner Flussläufe und wilder Strände nach Baracoa. Auf halber Strecke erreichte ich den Strand "Playa Maguana". Dort wurde meine Hoffnung jäh zerstört, denn das Hotel war geschlossen. Eine Frau kam auf mich zu und fragte, ob ich am Strand ein Mittagessen wünsche. Ich bestellte einen Fisch. Sie versprach mir außerdem Cola, Bier und Zigaretten beschaffen zu können. Das hob meine Stimmung. Als erstes sprang ich ins Wasser und schwamm ein paar Runden. Das Wasser hatte Badewannentemperatur, also genau richtig für mich. Natürlich musste ich diesen schönen, wilden Strand fotografisch festhalten. Ich machte die Bekanntschaft mit einem deutschen Pärchen, dass mit einem Mietwagen die Insel erkundete. Nach einer Stunde wurde mir mein Mahl serviert. Der Fisch war sehr schmackhaft und lockte einen Hund an, der mich mit seinen mitleidigen Augen anstarrte, in der Hoffnung, auch etwas von dem Mahl abzukriegen. Mir schmeckte das Essen aber so gut, dass fast nichts davon übrig blieb. Die Reste, vornehmlich die Gräten, aß mir der Hund direkt aus der Hand. Ich wollte diese nicht auf den feinsandigen Strand legen und ging das Risiko ein. Dann stieg ein Harpunenfischer aus dem Meer und breitete seinen Fang am Strand aus. Ein Kubaner kaufte ihm die Languste für zehn Pesos Cubanos ab. Zuvor hat er dem deutschen Pärchen eine Languste für zehn CUC angeboten, immerhin 25 Mal so teuer.

Kurz vor 16.00 Uhr brach ich auf. Die Strecke verlief weiterhin flach zwischen den skurrilen Kalksteinfelsen und der Küste. Auf diesem Teilstück überquerte ich den Fluss Río Toa, dem drittlängsten und wasserreichsten Fluss auf Kuba. Fünf Kilometer vor Baracoa gab mir ein Mann in Uniform einen handschriftlichen Zettel mit einer Adresse einer Casa Particular. Ich traf diesen Mann wieder am Ortseingang von Baracoa. Er führte mich im Stechschritt zu der Pension und er war tatsächlich der Sohn des älteren Besitzerehepaares. Das Zimmer war nicht das schönste, hatte aber eine Klimaanlage. Meine Vermieter waren sehr freundlich, so dass ich mich entschied dort zu bleiben. Das Essen war recht gut und wir unterhielten uns den ganzen Abend. So erfuhr ich unter anderem, dass Kubaner jährlich einen zweimonatigen Militärdienst absolvieren müssen. In Baracoa wird die gute kubanische Schokolade produziert, die hier probieren konnte.

Aufgrund meiner schlechten körperlichen Verfassung brauchte ich heute einfach viel zu viele Erholungspausen. Daher musste ich heute die vierstündige Besteigung des Tafelfelsen El Yunque streichen. Das war der erste Höhepunkt der Reise, den ich verpasste. Wirklich schade.


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