Tag 24 Mo 27.11.2006 81 km Höhlentag
(Viņales - San Diego de los Baņos)

Morgens stand ich um 5.30 Uhr auf und fuhr in der Dunkelheit den kleinen Hügel zur Aussichtsterrasse hoch, um den Sonnenaufgang über dem Viņalestal zu erleben. Ein LKW überholte mich bei diesem Anstieg. Dieser rußte so stark, dass mein Licht absolut wirkungslos wurde. Nach 30 Meter Blindfahrt konnte ich die Straße wieder erkennen und bekam weniger verschmutzte Luft in die Lungen. An der Aussichtsterrasse baute ich das Stativ auf und wartete. Für den Sonnenaufgang war es noch viel zu früh. Daher fotografierte ich in der Zwischenzeit die Silhouetten von Bäumen vor dem schon im Morgenrot erleuchteten Himmel. Erst gegen 6.45 Uhr reichte das Licht einigermaßen aus, um ein paar stimmungsvolle Fotos zu machen. Wenig später störte ein lautes Moped die schöne morgendliche Stimmung. Ein Tabakbauer traf mit seinem Schwiegersohn am Aussichtspunkt ein, um sich ebenfalls den Sonnenaufgang anzusehen. Zwischen 7.15 und 7.30 Uhr gab es das beste Licht zum Fotografieren. Genau in dieser Zeit stieg das Kommunikationsbedürfnis der Kubaner. Jetzt musste ich Multitasking betreiben: Suche nach einer guten Kameraeinstellung, Fotografieren und nebenbei eine Unterhaltung führen. Die Unterhaltung wurde auf später verschoben. Gemeinsam genossen wir den restlichen Sonnenaufgang und als die ersten Souvenirhändler eintrafen, war der Zeitpunkt gekommen den Ort zu verlassen.

Das Frühstück war schon vorbereitet. Danach fuhr ich zur Höhle "Cueva de San Miguel". Auf dem kurzen Weg dorthin passiert man ein paar interessante Kalksteinfelsen. Diese immerhin kostenfreie Höhle dient nur als Verbindungsgang zwischen zwei Restaurants. Interessant war höchstens, dass man am Ende der Höhle in ein weiteres Seitental gelangt. Die Höhlentour ging weiter. An der Höhle "Cueva del Indio" musste ich das Rad auf dem Parkplatz abstellen, ausnahmsweise sogar mal kostenlos. Das Ticket war wieder recht teuer und das Vergnügen dafür kurz. Ich hatte die Höhle fast für mich alleine, da die Touristenbusse diesen Stopp erst später auf dem Programm hatten. Ein paar hundert Meter läuft man auf einem gut ausgebauten Weg durch die Höhle und gelangt so zu einem unterirdischen Steg. Anschließend folgt eine kleine Bootsfahrt auf dem aufgestauten unterirdischen Fluss. Kein Vergleich zu der "Gran Caverna de Santo Tomás".

Die Strecke zwischen Viņales und dem Ort La Palma ist größtenteils flach, aber in einem schlechten Zustand. Eingerahmt von den imposanten Felsen führt die Straße durch kleine Dörfer mit blumengeschmückten Vorgärten der Häuser. Hier wird intensiv Landwirtschaft betrieben. Der Tabakanbau ist selbst im Viņalestal nicht dominierend, denn Tabak wird im Wechsel mit Bohnen angebaut. Ich fuhr an einer Ananasplantage vorbei, deren Früchte leider nur selten zum Kauf angeboten wurden. Um Punkt 12.00 Uhr erreichte ich La Palma und fand eine kleine Pizzeria. Für wenige Pesos Cubanos schlug ich mir den Bauch voll. Vielleicht war das doch keine so gute Idee, denn direkt am Ortsausgang begannen wieder Steigungen. Aber man muss die Gelegenheiten nutzen, wenn sie sich bieten. Jetzt galt es die Cordillera de Guaniguanico zu überqueren.

Nachdem ich ein paar Hügel überwunden hatte, kam der Abstecher zur Höhle "Cueva de los Portales". Der Campismo war mal wieder geschlossen, aber ich war ja nicht zum Übernachten hier, sondern um die Höhle zu besichtigen. Die Hauptattraktion ist das Bett von Che Guevara, in dem er übernachtete, als er sich auf dem Höhepunkt der Kubakrise diese Höhle als Zufluchtsort ausgesucht hatte. Na ja, vor einem drohenden Atomkrieg hätte ich mir eine andere Höhle als Zufluchtsrevier ausgesucht. Die Höhle selbst ist uninteressant. Man kann an dem netten Flusstal ganz gut einen 15 Minuten langen spazieren gehen.

Nach 20 Minuten schweißtreibender Bergauffahrt mit etlichen Höhenmetern stellte ich fest, dass ich in die falsche Richtung fuhr. Ein Blick auf die Karte bestätigte meine Vermutung. Also rollte ich wieder zurück zu dem Punkt, an dem ich falsch abbog, und war wieder auf der richtigen Straße. Normalerweise konnte man sich auf den Lonely Planet Cycling Guide verlassen. Aber die als extrem schlecht bezeichnete Straße entpuppte sich als gut zu fahren, denn den vereinzelten Schlaglöchern konnte man ausweichen. Man passiert den vegetationsreichen Nationalpark "La Güira", kriegt das aber erst so richtig mit, wenn man den Nationalpark durch das mittelalterliche Tor mit der kleinen Parkanlage verlässt. Bis San Diego de los Baņos war es nur noch ein Katzensprung. Durch meine Irrfahrt kam ich in San Diego zu spät an, um noch ein Bad im öffentlichen Thermalbad zu nehmen. Dafür musste der 1,15m tiefe Pool des Hotels herhalten. Schwimmen konnte ich da drin nicht, aber das Bad war wenigstens erfrischend. Die Zeit bis zum Abendessen nutzte ich, wie häufig meine Radklamotten durchzuwaschen. Abends las ich, anstatt Reisetagebuch zu schreiben.


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