Tag 23 So 26.11.2006 68 km Der beste Tabak der Welt
(Pinar del Río - Viņales)

Morgens frühstückte ich gemütlich und verließ die Pension, um sonntags Travellerschecks zu tauschen. Die erste Cadeca-Filiale verwies mich zur Hauptstelle, ein paar Straßen weiter. Diese monierte die fehlende Kaufquittung. Also wieder zurück, die Kaufquittung geholt. Wieder in der Cadeca-Hauptstelle fand der Angestellte die Schecknummern nicht auf der Kaufquittung. Zum Haare raufen! Ich erklärte ihm, wie so ein Beleg zu lesen ist und bekam das Geld. Die Zeit bis 9.00 Uhr war mit dieser Aktion gut totgeschlagen. Ich wollte heute ein wenig durch die Stadt schlendern und mir eine Tabakfabrik ansehen. Das teure Ticket von 5 CUC durfte ich in einem Reisebüro kaufen, wieder eine sinnfreie Lauferei. Fotografieren durfte man in der Tabakfabrik nicht. Die kurze individuelle Führung war aber recht interessant. Ich ging kreuz und quer durch die Stadt, bis ich zum baulich interessanten Palast "Palacio Guasch" kam. Das Museum im Gebäude besichtigte ich nicht. Stattdessen ging ich zurück und packte meine sieben Sachen.

Mein Vermieter wollte mich ein Stück mit dem Rad begleiten. Obwohl ich langsam fuhr, verlor ich ihn nach wenigen hundert Metern. Bis Viņales waren es gute 20 Kilometer und es ging leicht bergauf. Aber wirklich harmlos. Hatte ich noch die knüppelharten Steigungen im Kopf, oder puschten mich die Parolen am Straßenrand vorwärts? Am Hotel "Las Jazmines" gibt es eine Aussichtsterrasse. Von dort werden die Katalogbilder vom Viņalestal geschossen. Von hier hat man eine sehr schöne Aussicht über die imposanten Karstfelsen. Im Besucherzentrum wollte ich mich über die Öffnungszeiten der Höhle "Gran Caverna de Santo Tomás" informieren. Mir wurde gesagt, dass diese heute geschlossen wäre, aber man könne mir ein Zimmer für die Nacht anbieten. Aha, daher wehte der Wind.

In Viņales selbst hielt ich nicht einmal an und fuhr stattdessen direkt zur Höhle. Selbst wenn diese geschlossen wäre, würde ich hoffentlich 25 Kilometer durch eine schöne Landschaft fahren. Entlang der fruchtbaren roten Erde, auf der der beste Tabak der Welt wächst, mit den grünen Karstfelsen ging es in Richtung Höhle. Die Landschaft war schön, aber den spektakulären Blick hat man nur von der zuvor besichtigten Aussichtsterrasse. Kurz vor 14.00 Uhr erreichte ich die Höhle. Ein holländisches Pärchen traf auch noch ein. Nachdem jeder seinen Helm mit Grubenlampe aufgesetzt hatte, begann die Führung. Das Höhlensystem ist eines der größten auf diesem Planeten, wobei nur ein winziger Teil Touristen offen steht. Die Höhle zeichnet sich dadurch aus, dass es viele Tageslichtdurchbrüche gibt. Es gibt keine ausgebauten Wege, sondern man ist gezwungen ab und zu ein wenig zu klettern. Dabei kommt ein gewisses Höhlenforschergefühl auf. Neben Stalagmiten und Stalaktiten gibt es in der Nähe zu den Eingängen Tropfsteine, welche bei Regen waagrecht wachsen. Leider habe ich deren Namen wieder vergessen. Der Höhepunkt war die funkelnde La Perla-Höhle, mit der anschließenden Kletterpartie. Die Höhle ist sehr sehenswert. Allerdings ist der Eintrittspreis von 10 CUC recht happig.

Auf der Rückfahrt nahm ich mir die Zeit zum Fotografieren. Ich nutzte die Gunst der Stunde einen Cowboy abzulichten. Seit Sancti Spiritus waren diese recht zahlreich entlang der Straße zu sehen. Die kleinen netten Tabakfarmen und deren Felder sehen richtig gut aus und passen irgendwie in die Landschaft. Ich hatte Glück, dass die Tabakpflanzen zu dieser Zeit schon eine wahrnehmbare Größe hatten. Ein Tabakbauer zeigte mir Tabaksamen und schenkte mir eine selbstgedrehte Zigarre. Kurz vor Viņales besichtige ich von außen die gewöhnungsbedürftige "Mural de la Prehistoria" Malerei an einer Felswand. Aber bedeutend schöner waren die von der Abendsonne beleuchteten Mogotes, wie die Kegelkarstfelsen genannt werden. Von diesem Anblick konnte ich mich gar nicht losreißen. Als der letzte Sonnenstrahl verschwunden war, begab ich mich auf Zimmersuche.

In Viņales gibt es ein Überangebot, so dass ich für den bisher günstigsten Preis die bisher schönste Unterkunft fand. Meine sehr freundlichen Vermieter luden mich nach dem Essen zu einer Musikveranstaltung ein. Da mich die kubanische Musik nicht sonderlich begeistert, wollte ich lieber am Tagebauch schreiben. Die Musikveranstaltung war gerade zu Ende, als die Vermieter dort ankamen. Ich hatte also nichts verpasst. In dieser Pension konnte man sogar Bücher tauschen. Jetzt ging "Die Täuschung von Charlotte Link" in meinen Besitz über. Wie ich mich kenne, wird jetzt wieder mehr gelesen, als am Tagebuch geschrieben.


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