Tag 21 | Fr 24.11.2006 | 75 km |
Durch das Escambray-Gebirge (Topes de Collantes - Cienfuegos) |
Ohne Frühstück kam ich recht früh los. Das Wetter heute war schlecht. Dicke Wolken, keine Sicht und es war auch recht frisch, aber zum Glück regnete es nicht. Gleich zu Beginn der Etappe galt es kleine giftige Anstiege zu überwinden. Anschließend hatte ich eine zwei Kilometer lange, extrem steile Abfahrt vor mir. Obwohl die Strecke asphaltiert war, ließ ich den Tacho nicht mehr als 15 km/h anzeigen. Nach der Abfahrt erreichte ich die Abzweigung nach Cienfuegos. Auf einer Schotter-Lehm-Piste ging es jetzt immer steil bergauf und steil bergab. Auf dem Schotter musste ich schieben und selbst dabei rutschten mir oft die Füße durch. Die einzigen Fahrzeuge, die hier noch fuhren, waren geländegängige LKWs, die Touristen von Topes de Collantes zu abgelegen Wanderwegen transportierten. Teilweise kämpfte ich mich Meter für Meter vorwärts. Bei Kilometer acht hatte ich 300 Höhenmeter gemacht und ich befand mich immer noch auf Ausgangshöhe. Der Straßenbelag ging jetzt in schlaglochübersäten Asphalt über. Wenn es auf 50 Meter kein Schlagloch gab, war der Belag trotzdem so wellig, dass das Fahren unangenehm war. Die Lowridertaschen mochten das auch nicht und alle fünf Kilometer fiel mir eine vom Rad. Rechts tauchte der höchste Gipfel des Escambray-Gebirges auf, der 1140 Meter hohe Pico de San Juan. Aber das Wetter war wirklich nichts für gute Landschaftsfotos. Um 11.30 Uhr erreichte ich eine asphaltierte Abzweigung nach Norden. Das müsste der direkte Weg zum Wasserfall El Nicho sein. Ich überlegte, ob ich wie geplant zu dem 25 Kilometer entfernten Wasserfall fahren soll oder nicht? Mittlerweile war ich vier Tage hinter dem Zeitplan. Das Wetter war schlecht, das hieß kein Baden, keine guten Fotos. Es gab auch keine Passanten, die ich nach dem Weg fragen konnte. Außerdem war ich spät dran. Diese Gründe gaben den Ausschlag, direkt nach Cienfuegos zu fahren, anstatt einen der wahrscheinlich schönsten Wasserfälle auf Kuba aufzusuchen. Endlich kam die Abfahrt. Der Straßenbelag war immer noch schlecht und so zog ich meinen Helm auf und bremste mich mit 15-20 km/h nach unten. |
Als ich das Gebirge hinter mir gelassen hatte, wurde die Straße besser und ich konnte es richtig laufen lassen. An einer Tankstelle, an der ich mir nur ein Erfrischungsgetränk kaufen wollte, entdeckte ich einen Halter für mein Batterielicht, den ich in Deutschland nicht mehr bekomme. Für 1 CUC kaufte ich mir das chinesische Plagiat. Kaum ließ ich das grüne Gebirge hinter mir, wurde die Landschaft steppenähnlicher. Auf den letzten 35 Kilometer nach Cienfuegos passierte ich den botanischen Garten "Jardín Botánico Soledad". Aufgrund des bewölkten Wetters strich ich auch diesen aus dem Programm. Über eine abgesperrte Strecke fuhr ich die letzten Kilometer nach Cienfuegos. |
Dort suchte ich zuerst den Busbahnhof und kaufte mir ein Ticket für morgen nach La Habana (Havanna). Unterwegs entschied ich mich mit dem Bus nach Pinar del Río zu fahren, um die vier Tage aufzuholen. Anschließend suchte ich mir eine Casa Particular und verließ mich auf die Adressangabe im Lonely Planet. Das Zimmer war schon ausgebucht, aber ich wurde in eine andere Casa Particular vermittelt. Nach einer Dusche begab ich mich auf Besichtigungstour. Zuerst ging ich über den Prado, die mehrere Kilometer lange Prachtstraße, und über die Avenida 56 zum zentralen Platz "Parque Jose Martí". In Cienfuegos haben die Straßen keine Namen sondern nur Nummern. Das macht die Orientierung recht einfach, vor allem deshalb, weil die Straßennummer an jeder Ecke zu sehen sind. Das junge Cienfuegos soll nach La Habana die zweitschönste Stadt auf Kuba sein und es gibt dort tatsächlich ein paar nette Gebäude. Am "Parque Jose Martí" fotografierte ich das "Teatro Tomás Terry", die Kathedrale "Catedral de la Purísima Concepción" und den Regierungspalast. Zurück am Prado kaufte ich mir in einem kleinen Geschäft Zigaretten, Bier und Cola. Man hört und liest viel, dass Kubaner bei der Rechnung betrügen. Hier passierte mir das zum ersten und einzigen Mal auf der ganzen Reise. Ich lief den Prado hinunter bis ich die Bucht von Cienfuegos erreichte. Entlang des Prado findet das Leben von Cienfuegos statt und attraktive Gebäude sind keine Seltenheit. Am Ziel angekommen, suchte ich einen Platz, von dem man den Sonnenuntergang über der Bucht von Cienfuegos betrachten konnte. Mit einem Bier in der Hand saß ich auf einer Mauer und genoss den stimmungsvollen Sonnenuntergang. Gemeinsam mit zwei Kellnern, die mangels Kundschaft auch nichts Besseres zu tun hatten. |
Der Sohn der Unterkunft war fernsehsüchtig. Viele Kubaner verbringen viel Zeit vor den vier staatlichen Fernsehkanälen. Ich nutzte die Gelegenheit, mir das Programm eine Stunde lang anzusehen. Die Nachrichten waren noch einigermaßen in Ordnung, aber der Rest war Propaganda in Reinform, egal ob Kindersendung, Dokumentation oder Musikübertragung. |
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